Dieser Post soll dazu dienen, die verschiedenen Entwicklungen der letzten Wochen nachzuzeichnen und soll die Basis bilden für die Beobachtungen der aktuellen Politik.
Park, Lee try to get a grip (중앙일보, Joongang Daily, 9. November 2006)
Eine Episode zum Schmunzeln macht Kim Jin-kook in seiner Kolumne zum Thema, nämlich einen zu festen Händedruck der beiden konservativen Rivalen um die Präsidentschaft, Ex-Bürgermeister Lee Myeong-bak und Ex-Hannara-Parteivorsitzende Park Geun-hye. Lee soll trotz Wissen um die Empfindlichkeit der verletzten Hand Parks extra fest zugedrückt haben, um Stärke und Willensstärke zu zeigen. Einige historische Anekdoten veranschaulichen den Händedruck als Geste der Stärke.
Governing Party’s Popularity Nosedives to 8.8 Percent (Korea Times, 27. November 2006)
Die Korea Times zitiert eine neue Umfrage, nach der die regierende Uri-Partei in den Umfragen nur noch auf 8.8% kommt, während die oppositionelle Hannara-Partei auf 44.3% kommt.
Eine Umfrage des Korea Society Opinion Institute erzielt ähnliche Ergebnisse von 13% zu 40%.
Die Parteifunktionäre zeigen sich schockiert und geloben alles zu tun, um das Vertrauen der Bevölkerung zurückzulerlangen.
Als Grund für die schlechten Umfragewerte wird eine Reihe von gescheiterten Initiativen angegeben, vor allem aber das katastrophale Management der Immobilienkrise.
TK 간 박근혜 "검증 아직 시작안돼" (한국일보 Hanguk Ilbo, 5. Dezember 2006)
Park Geun-hye besucht die Heimat von Lee Myeong-bak, Pohang an der Ostküste und verkauft als Marktfrau Krabben, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Offensichtlich hat sie Erfolg, jedoch wie so oft vor allem mit ihrem zweischneidigen Erbe:
"상인 수백여명이 몰려들었고 '박근혜' 연호도 터져 나왔다. 한 상인은 "여기가 이 전 시장 고향이지만 우리는 박정희 대통령을 못 잊는다"고 했다." (Einige hundert Händler versammeln sich und es kommt zu wiederholten "Park Geun-hye"-Rufen. Ein Händler sagt "Hier ist zwar die Heimat vom ehemaligen Bürgermeister Lee, aber wir können Präsident Park nicht vergessen")
Park Chung-hee Syndrome Foreshadows Presidential Poll (조선 일보, Chosun Ilbo, 6. Dezember 2006)
Das Korea Society Opinion Institute gibt eine Umfrage bekannt, nach der 86% der Koreaner Parks Regierungszeit eher positiv als negativ bewerten. Sogar die jüngere Generation und Uri-Wähler stimmen mit jeweils 80% bzw. 77% in dieser Bewertung überein.
Lee Myoung-jin, Professor an der Kookmin Universität, erläutert dazu, dass sich die Stimmung für Kandidaten mit starker Führungs- (Führer-...) kompetenz großer Zustimmung sicher sein können, je schlechter die Wirtschaft läuft.
Candidates Ride on Late Park Nostalgia (Korea Times, 8. Dezember 2006)
Auch die KT beschäftigt sich mit der Park-Nostalgie und zitiert die gleichen Ergebnisse wie die Chosun Ilbo.
Im Artikel wird aufgezählt, welche Kandidaten wann das Geburtshaus Parks besucht haben. Interessant ist hierbei, dass auch der wahrscheinlich für ein linkes Bündnis antretende Goh Kun das Haus besucht hat, der selbst 5 Jahre als Verantwortlicher in Parks Neues-Dorf-Bewegung mitgearbeitet hatte. Ebenso besuchte auch Sohn Hak-gyu, ehemaliger Provinzgouverneur von Gyeonggi das Haus, obwohl er wegen Protest gegen Parks Regime im Gefängnis saß.
Lee Airs Third Bid for Presidency (Korea Times, 19. Dezember 2006)
Kurzzeitiges Entsetzen dürfte allen konservativen Wählern und vor allem der Parteiführung der Hannara durch die Glieder gefahren sein als Lee Hoi-chang, zweimaliger Präsidentschaftskandidat der Partei, der beide Male knapp verlor, bei einem Vortrag in der Kyunghee-Universität ankündigte er sei bereit, wie damals Admiral Yi, noch mehr Last auf sich zu nehmen, was allgemein als Ankündigung einer Kandidatur gedeutet wurde, später jedoch klargestellt wurde. Lee werde die Hannara unterstützen, jedoch nicht selbst für die Kandidatur antreten.
Conservative candidates favored to win 2007 presidential election in early surveys (한겨레 Hankyoreh, 19. Dezember 2006)
Einen guten Überblick über die Entwicklungen der letzten Jahre in der koreanischen Politik gibt dieser straffe Artikel, den die Hankyoreh von Yonhap übernommen hat. Konservative Kandidaten klar in Führung, Regierungspartei in Auflösung, Goh als Hoffnungsträger im linken Lager mit eigener Partei im Frühjahr 07 sind die Hauptschlagzeilen.
Chinese character ’phrase of the year’ reflects difficult news (한겨레Hankyoreh, 19. Dezember 2006)
Den Zustand der politischen Handlungsfähigkeit in Korea beschreibt die diesjährige Hanja-Phrase (Äquivalent etwa zum Wort des Jahres in Deutschland) sehr treffend, das mit über 48% dieses Jahr sehr deutlich auserkoren wurde:
밀운불우 (密雲不雨) Dichte Wolken, aber kein Regen.
Immer mehr Unbehagen braut sich über Korea zusammen, aber noch ist es nicht zum großen Knall gekommen.
Den zweiten Platz belegte 교각살우 (矯角殺牛) Den Bullen beim Versuch die Hörner zu retten, töten.
Diese Phrase bezog sich noch deutlicher auf die vielen gescheiterten Vorhaben der Regierung, die die Lage nur noch schlimmer gemacht haben.
Those Persistent Election Superstitions in Full (조선일보 Chosun Ilbo, 19. Dezember 2006)
In diesem erheiternden Stück aus der Chosun Ilbo werden einige der Aberglauben in Bezug auf Wahlen in Korea erläutert. Absolutes must-read, wenn man die Taktiken der Politiker im Moment verstehen will; die kennen diese Mythen bestimmt und sie werden sie glauben.
’Park Chung-hee syndrome’ and the weakness of Korean democracy (한겨레 Hankyoreh, 20. Dezember 2006)
In einer Kolumne in der linken Tageszeitung Hankyoreh fragt Professor Jeong Hae-gu nach den Gründen für die neuerliche Park-Nostalgie und führt diese Frage auf die Grundfrage nach der Leistungsfähigkeit der koreanischen Demokratie über.
Als Grund für das fehlende Vertrauen in die Demokratie sieht er, dass diejenigen Reformkräfte, die sich Bürgerdemokratie auf die Fahnen geschrieben hatten, sang- und klanglos gescheitert sind. Eine neue Art von Führung müsse daher an die Macht; vor einem Rückgriff in die Vergangenheit warnt er. Er spricht der konservativen Opposition zwar die grundsätzliche Fähigkeit zu einer solchen neuen Führung zu, wirkliche Hoffnung scheint er aber nicht zu haben.
Interessant ist aber, dass die Frage nach Reformfähigkeit in den "eigenen" Reihen, d.h. der Uri-Partei gar nicht mehr gestellt zu werden scheint.
Lee-Park Unity Key to GNP’s Presidential Win (Korea Times, 2. Januar 2007)
Über ein offenes Geheimnis schreibt die Korea Times am Tag nach Neujahr: Aufgrund der miserablen Regierungspolitik ist die konservative Opposition klarer Favorit bei den Wahlen; ihre Kandidaten haben im Moment 2/3 Zustimmung im Volk. Eine der wenigen unsicheren Komponenten bleibt jedoch die Einigkeit der Partei für die Zeit nach der Kandidatennominierung. Die internen Kämpfe um diese Nominierung sind ein Thema dieses Artikels.
Poll puts ex-Seoul mayor in strong lead for presidency (한겨레 Hankyoreh, 2. Januar 2007)
Die Hankyoreh greift die neueste Umfrage zur Präsidentschaftswahl auf und zeichnet das Steigen der Werte für Lee Myeong-bak nach.
Viel interessanter ist aber die detaillierte Auflistung aller möglichen Kandidaten, also auch solche von der DLP und Unabhängige. Auch der nicht wieder antretende zweimalige Kandidat der Hannara, Lee Hoi-chang hat nach dieser Umfrage eine relativ hohe Zustimmung von über 3%.
Park Geun-hye Vows to Emulate Margaret Thatcher (조선일보 Chosun Ilbo, 4. Januar 2007)
Nachdem Park in den letzten Wochen ihre Felle ein wenig davonschwimmen sah, scheint sie nun endlich auf den Wahlkampfwagen aufzusteigen. Ihre Neujahrspressekonferenz wurde zu einer Machtdemonstration - offensichtlich vor allem für das eigene Lager. Ein Drittel aller Abgeordneten der Hannara und 2000 Zuhörer hörten wie sie den Koreanern versprach (androhte?!) im Falle eines Wahlsieges wie Margaret Thatcher Korea zu reformieren.
Dies also der Überblick über die Lage ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen; demnächst weniger Artikel und mehr Kommentare :)
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