Montag, 3. März 2008

The times are a change

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The times are a change
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The times are a change in der koreanischen Politik, zumindest in einigen Bereichen. Die Wahlen zur Nationalversammlung sind nur noch 37 Tage entfernt und noch immer weiss niemand wirklich, wer wo kandidieren wird.
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Klar ist jedoch, dass Jongno, ein Wahlkreis im alten Zentrum Seouls, wieder einmal das symboltraechtige Filetstueck werden wird und hier kommt es bei dieser Wahl wie schon bei den letzten Wahlen zu einem Aufeinandertreffen von Leuten, die viel ueber die zukuenftige Richtung der koreanischen Politik sagen.
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Auf der Seite der Hannara haben wir Park Jin, der bei den letzten Wahlen diesen symboltraechtigen Wahlkreis gegen den Trend in Seoul fuer die Konservativen holte. Er ist einer der juengsten Fuehrungspolitiker Koreas, politisch sehr proamerikanisch, manche wuerden ihn wohl als "Falken" bezeichnen - jedenfalls hat er bewiesenermassen wirkliches politisches Gespuer und Fachwissen. Was er 100%ig repraesentiert, ist ein neuer Konservatismus, der mit Praesident Lee und Park Jin zwei prominente Gesichter hat - Konservatismus als wirtschaftliches Programm, nicht als auf Werten aufgebautes Fundament, christlichen Fundamentalismus einmal beiseite.
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Von der groessten Linken kommen schliesslich 5 Kandidaten ins Rennen. U.a. eine sehr beliebte derzeitige Abgeordnete, Yu Seung-hui, die jedoch wohl keine Chance haben wird, was nicht nur an der Unorganisiertheit und Unbeliebtheit der Minjusindang liegt, sondern auch an den sonstigen Kandidaten, auch aus der eigenen Partei - nicht zuletzt muss sie sich im innerparteilichen Rennen gegen ehemalige Praesidialsekretaere und den derzeitigen Buergermeister von Jongno durchsetzen.
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Und nicht zuletzt hatte auch Moon Guk-hyeon angekuendigt, dass er hier kandidieren werde, um ein Zeichen fuer seine Partei zu setzen. Umfragen sagen, dass er im Bezirk bis zu 25% der Stimmen holen koennte, was ohne Frage ein riesiger Erfolg in diesem prestigetraechtigen Revier waere. Wie gesagt, Moon ist kein klassischer Linker, er ist ein linksintellektueller, gruen angehauchter Wirtschaftsliberaler. Eine Kombination, die ebenso selten wie interessant ist, nicht nur in Korea.
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Und um das bunte Farbenspiel noch zu kroenen, kandidiert im Bezirk auch noch jemand, den die einen als Untergang der Nation, die anderen als Kuriositaet und wieder andere als eine Art Maertyrerin feiern werden. Ich schliesse mich jedenfalls an, dass es rein von der Person ein wichtiger Schritt fuer Korea ist, was jedoch nihts ueber ihre politische Eignung aussagt.
In Jongno kandidiert die historisch erste offen homosexuelle Kandidatin fuers Parlament.
Choi Hyeon-suk kandidiert fuer die nicht-pro-nordkoreanische-neue-Partei-der-alten-Sozialistischen Arbeiterpartei und hat sicher Chancen im linken Lager noch einmal um die 5% der Stimmen abzuzweigen.
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Denn warum Jongno so unterschiedliche Kandidaten sieht, hat auch mit der Struktur des Bezirks zu tun: Jongno ist ein Viertel zwischen relativ offenem Schwulenviertel hinterm Tapgol-Park und dem traditionellen und konservativen Insa-dong nur eine Strasse weiter, zwischen den vielen vielen Kleinhaendlern am Existenzminimun in Jongno selbst und den ebenso vielen Firmenhauptsitzen und Glaspalaesten. Zwischen armem Gassengewirr und praechtigen Villen in Hyoja-dong und Samheong-dongs. Genau deshalb ist es schwierig ein Fazit zum Bezirk zu ziehen und genau deshalb gibt es eine solche Vielfalt an Kandidaten und Einstellungen.
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Trotzdem - denn so viel ist in Korea doch unveraendert - wird sich Park Jin am Ende klar durchsetzen. Nehmt mich beim Wort.
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