Mittwoch, 3. September 2008

Nicht meine Hankyoreh

Dass die Chosun Ilbo eine ganz böse Zeitung ist, die in einer freiheitlichen Demokratie am besten verboten gehört, weiß ja inzwischen selbst jeder Ausländer. Genau so wurde mir übrigens mal Pressefreiheit von einem Koreaner erklärt. Wenn ich dann frage, was ich bitte lesen soll, wenn nicht die berühmt-berüchtigten großen Drei, dann wird einem jeder, der sich einigermaßen für fortschrittlich hält, gleich empfehlen, doch bitte die Hankyoreh zu lesen. Das ist dann doch ein typisch koreanischer Gedankengang: Das eine Extrem mit dem anderen ausmerzen, denn nach östlicher Denkweise sind die Extreme ja die am nächsten beieinander liegenden Punkte der Kreisskala. Trotzdem möchte ich mich dieser Meinung nicht anschließen.
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Gerne lese ich eigentlich nur die Hanguk Ilbo und die Wochenzeitschriften (z.B. Sisain) weil diese nicht so offen politisch sind. Beispiele für den blanken Nationalismus, die kruden Weltverschwörungstheorien und schmalztriefenden Idealisierungen des Kleinen Mannes gibt es viele. Wie gesagt, ich sage nicht, dass die Hankyoreh die einzige ist, die so schreibt, aber sie übertreibt es doch oft noch ärger als es sich die Chosun noch erlaubt. So ein Titelbild wie es die Hankyoreh21 (die Wochenzeitschrift der Hankyoreh) ausgewählt hat, disqualifiziert die Zeitschrift aber trotz aller Unterschiedlichkeit des Stellenwerts des Holocaust vollkommen.
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Der überaus intellektuelle Titel beschreibt die derzeitige Situation in Korea dann auch mit den ausgleichenden Worten: "Faschistische Ouvertüre - Generalangriff der Regierung, Kontrollorgane und konservativer Medien"
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Aber im Gegensatz zu den Leuten, die mir vorschreiben wollen, ob ich neben Hanguk Ilbo und Hankyoreh auch noch Chosun und Donga lese, werde ich keinen davon abhalten sich die Absonderungen der Hankyoreh zu Gemüte zu führen.
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