Sonntag, 14. März 2010

Durch Zersplitterung zur Macht?

Der Widerstand gegen die Regierung Lee bröckelt auf weiter Front im ganzen Land. Dem Präsidenten und insbesondere der Hannara-dang fliegen noch immer nicht die Sympathien zu, aber irgendwie gibt es so ein ganz verbreitetes Gefühl von "es liegt zwar eine Menge im Argen, aber er hat uns ganz gut durch die Krise gebracht" in der Luft. Auch wenn man Taxi fährt, hört man heute völlig andere Bezeichnungen für den Präsidenten. Früher hieß er schlicht "Der Diktator", "Maengbak", "Jwibagi"...allesamt sehr böse Bezeichnungen. Seit einigen Monaten scheint sich "Onkel Myeong-bak" durchzusetzen, schon fast auf gruslige Weise liebevoll oder immerhin schlicht "Präsident Lee".
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Besonders deutlich wurde mir dieser Wandel auch in zwei Gesprächen mit Freunden von mir. Einer hatte Lee bei den Präsidentschaftswahlen gewählt, dann während der Rindfleisch-Proteste sogar mitprotestiert gegen Lee und inzwischen singt er wieder Lobeshymnen auf den wirtschaftlichen Verstand des Präsidenten.
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Ein anderer Freund ist sogar noch extremer. Bei den Präsidentschaftswahlen gar nicht gewählt, bei den Parlamentswahlen den Kandidaten der linken Minno-dang und heute erzählt er mir, dass auch bei den nächsten Präsidentschaftswahlen ein konservativer Kandidat gewinnen müsse, damit der wirtschaftliche Erholungskurs weitergehe.
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Und da spreche noch einer von "Ideologisierung der Gesellschaft". Ich habe das Gefühl, dass in Korea noch mehr als anderswo das Economical Voting stark ist und bleibt und solange die Makrowirtschaft stimmt selbst Arbeitslose die Wirtschaftspolitik loben. Umverteilung, Umwelt und andere Themen mögen in vielen Teilen der Seouler Mittel- und Bildungsbürgerschicht ein Thema sein - gesamt gesehen wohl eher nicht.
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Und trotzdem sitzt Lee nicht fest im Sattel. Auch wenn der innerparteiliche Widerstand bröckelt, könnte der tiefe Riss zwischen Pro-Lee-Faktion und Pro-Park-Faktion jetzt erst richtig aufbrechen (in die Ecke gedrängte Hunde beißen!). Die Kommunalwahlen Anfang Juni werden ein richtiger Stimmungstest mit negativen Vorzeichen für die Regierungspartei, weil sie 1. die Regierungspartei ist und man eher zur Wahl geht, wenn man die Partei abstrafen will 2. die Hannara nach dem riesigen Erfolg vor 4 Jahren nur noch verlieren kann und 3. die Partei in sich nicht geschlossen ist.
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ABER.
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Die linken Parteien könnten auch ganz schön böse aufwachen. Die Hannara hat einige sehr populäre Amtsinhaber im Rennen (in der Hauptstadtregion gehen alle drei Oberhäupter von Incheon, Gyeonggi und Seoul als Favoriten ins Rennen) und könnte allein mit diesen drei Verteidigungen schon die Wahlen als insgesamt gewonnen verkünden, selbst wenn Gangwon und die Chungcheong-Provinzen verloren gehen.
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Und das Allerschlimmste: Kaum wittern die Linken Morgenluft, zersplittert sich das Lager in alle möglichen Richtungen.
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Wo es ehemals nur die Minnodang gab, gibt es seit einiger Zeit Minno und Jinsin.
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Wo es ehemals nur die Minjudang gab, formieren sich jetzt neben der Minju noch die von mir liebevoll "Tote-Ex-Präsidenten-Parteien" genannten Splittergruppen. Die Anhänger Präsident Rohs meinen einen neuen Anlauf nehmen zu müssen, eine sozialdemokratische Partei zu etablieren. Die Anhänger von Kim Dae-jung wiederum wollen sich die Honam-Region zurückerobern und gründen deshalb gleich noch eine Partei.
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Alles halb so schlimm beteuern alle neuen Parteivorsitzenden; man werde ja die jeweils aussichtsreichsten Kandidaten des linken Lagers als vereinte Kandidaten ins Rennen schicken. Wie lächerlich das ist, zeigt sich derzeit schon in Gyeonggi-do: Amtsinhaber Kim von der Hannara liegt in Umfragen mit 55% vorne, dahinter 5 linke Kandidaten mit jeweils zwischen 11 und 5%, die sich bekämpfen als gäbe es kein morgen mehr. Zwar sind die Vorwahlen in beiden Parteien noch nicht gelaufen und es wird im Endeffekt trotz allem ein knappes Rennen, aber es zeigt schon wie dramatisch die Zersplitterung ist.
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Und selbst wenn sich diese 5 (!) Parteien auf einen Kandidaten einigen sollten; alle politikwissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass 5 x 10% Unterstützung in Wahlen eben nicht 50% ergibt.
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Wenn nach diesen Vorlagen, nach dieser Ausgangssituation die linken Parteien die Kommunalwahlen aufgrund ihrer Uneinigkeit bei Kleinigkeiten wieder in den Sand setzen, ist ihnen wirklich nicht mehr zu helfen.
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5 Kommentare:

Jens-Olaf hat gesagt…

Ich kann leider nicht viele empirische Daten beisteuern, aber meine erweiterte Familie wählt zum großen Teil, wie du oben beschrieben hast. Die Aussicht auf Geld und Wirtschaftsaufschwung. Das ist wichtig.

Unknown hat gesagt…

Der Beitrag ist ja wohl ein Witz oder ?
Falls es Neuwahlen geben würden hätte die Hannara Null Chancen und das sollte sogar Dir bewusst sein ;-)
Dieser Gnom von 2MB wird als schlechtester Präsident Koreas in die Geschichte eingehen ....
@Jens-Olaf
Gott Sei Dank denken nicht alle Leute wie Deine Eltern!
Geld,Geld,Geld ....schon mal darüber nachgedacht warum die ganze Welt in dieser jetzigen beschissenen Situation ist ?

Gomdori@KU hat gesagt…

Martin: Mit Leuten wie dir zu diskutieren ist so sinnlos.

Akzeptiere einfach, dass nicht alles, was fuer MB ist, gleich falsch ist.

Alle Umfragen sagen, dass er derzeit beliebter ist als DJ und Roh zu ihren Zeiten, die Hannara ist auch bestaendig ueber 35% in den Umfragen und somit weit vor allen anderen.

Was du nicht einsehen willst, ist, dass die paar intellektuellen Kreise in der Seouler Mittelschicht nicht repraesentativ sind fuers ganze Land....

Ich sag ja nicht, dass es gut ist economical voting zu betreiben, aber es ist nun einmal die realitaet, die auch du einsehen solltest.

Gomdori@KU hat gesagt…

da du offensichtlich gar keine vergleichsdaten ausser ein paar koreanische freunde hast, schick ich dir mal folgenden link..natuerlich auch wieder von einem schrecklich parteiischen institut, das nur aus angst vor mb solche umfragen veroeffentlicht:

http://www.realmeter.co.kr/

Unknown hat gesagt…

Oh my God ~
Glaub doch nicht an solche Umfragen...
Die nächsten Wahlen kommen bestimmt:-)